Folge 21: Volksgemeinschaft – das „Wunschbild der Neonazis“
Liebe Freundinnen und Freunde,
Die sogenannte Volksgemeinschaft wird in der wissenschaftlichen Literatur als „Zentralbegriff nationalsozialistischen Denkens“ und als „Wesenselement nationalsozialistischer Staatstheorie“ beschrieben. Im deutschen Verfassungsschutzbericht heißt es, sie sei das gesellschaftliche „Wunschbild der Neonazis“.
Als Ende der 1990er Jahre immer klarer wurde, dass dieser unverfänglich klingende Begriff in Wirklichkeit ein Symbol der nationalsozialistischer Ausgrenzungs- und Unterdrückungspolitik war, wurde die Volksgemeinschaft aus dem FPÖ-Programm gestrichen.
Unter Straches Obmannschaft und Hofers redaktioneller Leitung wurde dieser historisch schwerstbelastete Nazibegriff in das Parteiprogramm von 2011 wieder hineingeschrieben – und keiner hat es bemerkt.
Auch in dem 2013 unter Hofers Federführung neu aufgelegten Handbuch Freiheitlicher Politik findet sich die „Volksgemeinschaft“.
Diese Volksgemeinschaft diente im Nationalsozialismus mehren politischen Zielen. Das eine war die rassistische Ausgrenzung: Das Volk wurde als „Abstammungsgemeinschaft“ definiert, die gegen „Überfremdung“ durch Juden und Andersrassige in Schutz genommen werden musste.
Die Volksgemeinschaft fungierte aber auch als politisches Werkzeug der Unterdrückung von Einzel- und Gruppeninteressen. Das vom Führer vorgegebenen Volkswohl musste Vorrang haben, vor allem vor den Interessen von Arbeitnehmern.
Für freie Gewerkschaften, Parteien oder Interessevertretungen war in der „Volksgemeinschaft“ kein Platz, weil die „Einheit des Volkskörpers“ infrage gestellt worden wäre.
Wie dieser Unterdrückungs-Mechanismus funktionierte, will ich das nächste Mal erklären.
MIt freundlichen Grüßen,
Hans-Henning Scharsach
Details und Belege findet ihr in Hans-Henning Scharsachs neuem Buch „Stille Machtergreifung – Hofer, Strache und die Burschenschaften“. Ab sofort im Buchhandel erhältlich.