Folge 15: Mit dem Nazi-Symbol ins Parlament
Liebe Freundinnen und Freunde,
Die Kornblume war in der Zeit des NSDAP-Verbots nach 1933 Erkennungszeichen der illegalen Nazis. Sie wurde als Ersatzzeichen für die verbotenen Nazi-Symbole wie das Hakenkreuz getragen.
Es zählt zu den schlimmsten Versäumnissen unserer Demokratie, dass Österreichs Parteien der demokratischen Mitte nicht einschritten, als FPÖ-Mandatare mit diesem Nazi-Symbol am Revers an Sitzungen von Nationalrat und Landtagen teilnahmen.
Kritik von Historikern konterte die FPÖ mit einer Serie von Ausreden und Unwahrheiten.
Das gilt vor allem für die von Strache immer wieder genannte literarische Fiktion der „blauen Blume der Romantik“. Der deutsche Schriftsteller Novalis hat diese nie als Kornblume bezeichnet. Auch die Behauptung, die Kornblume sei ein „Symbol der Freiheitsbewegung von 1848“ gewesen, haben Wissenschaftler als Unsinn entlarvt. Zuletzt wurde auch die „Europablume“ als burschenschaftliche Erfindung enttarnt.
Nach dieser Vorgeschichte aus belegbaren Unwahrheiten, Ausreden und Erfindungen war es ausgerechnet Norbert Hofer, der wenigstens mit der halben Wahrheit herausrückte: Die Kornblume sei seit Beginn des 19. Jahrhunderts das „Symbol des Dritten Lagers“.
Was Hofer nicht dazu sagte: Das von Burschenschaftern geführte Dritte Lager war Vorreiter des Nationalsozialismus. Die Kornblume wurde als Symbol des Judenhasses getragen, der im Parteiprogramm festgeschrieben war.
Schon mehrfach hat das Tragen der Kornblume politische Skandale ausgelöst. Österreichs ehemaliger Innenminister Oskar Helmer ließ den steirischen Landesverband des VdU – das war die Vorgängerpartei der FPÖ – unter anderem wegen des Tragens der Kornblume auflösen, weil darin, wie es in dem Bescheid hieß, ein „NS-Symbol zu erkennen ist.“
Österreichs Verfassungsgerichtshof hat bestätigt, dass die Kornblume ein „Ersatzzeichen für verbotene Symbole der NSDAP“ war. Und sie ist es geblieben. Sie wird bis heute bei Neonazi-Treffen getragen und von neonazistischen Organisationen im Vereins-Logo geführt. Mehr dazu beim nächsten Mal.
Mit freundlichen Grüßen,
Hans-Henning Scharsach
Details und Belege findet ihr in Hans-Henning Scharsachs neuem Buch „Stille Machtergreifung – Hofer, Strache und die Burschenschaften“. Ab sofort im Buchhandel erhältlich.