Am 11. September empörte sich FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache in der Wahlkonfrontation mit der grünen Spitzenkandidatin Ulrike Lunacek auf Puls 4 über das neue Buch von Hans-Henning Scharsach. Strache wiederholte den Vorwurf seiner blauen Parteifreundin aus Salzburg, Marlene Svazek, Scharsach sei „von Hass zerfressen“.* Wir veröffentlichen hier die Antwort von Scharsach an Strache.
„Nein, Herr Strache, aus mir spricht kein Hass, sondern Empörung über eine Partei, deren burschenschaftliche Führung sich aus den Traditionen des Nationalsozialismus nie gelöst hat, Österreich als „deutschen Staat“ sieht, demokratische Freiheitsrechte attackiert und damit eindeutig verfassungsfeindlich agiert.
„Platzverbot statt Denkverbot“ fordert ihr Generalsekretär. Platzverbot steht für Einschränkungen des Demonstrationsrechtes. Mit dem Begriff „Denkverbot“ wehren sich Neonazis gegen das Gesetz, das nationalsozialistische Wiederbetätigung unter Strafe stellt.
Sie und ihre Parteifreunde wettern gegen die „Überdehnung des Demonstrationsrechts“. Sie behaupten, Kundgebungen gegen den Burschenschafterball würden der Versammlungsfreiheit „schweren Schaden“ zufügen. Versammlungsfreiheit dürfe nicht „mit Narrenfreiheit verwechselt werden“, usw., usw….
Während durch ihre Wortmeldungen aufgeputschte Fans jede nur erdenkliche Art des Mordens propagieren, wenn es gegen Flüchtlinge, Muslime oder die von ihnen als „Gutmenschen“ Verhöhnten geht, während auf ihren Internet-Auftritten von Fans zur Wiederinbetriebnahme der Konzentrationslager aufgerufen wird, attackieren sie die Pressefreiheit – mit Begriffen, die einst auch Goebbels gebraucht hat: „Systemmedien-Manipulation“, „Lügenpresse“, „Meinungsdiktatur“, „Hetzkampagne“, „Gesinnungsterror“, „Faschismuskeule“, „Lynchjustiz“ usw., usw….
Burschenschafter bekennen sich in Vorträgen und Veröffentlichungen zu ihren „antidemokratischen Traditionen“. Auf der Website eines Freiheitlichen Akademikerverbandes, dem ministrable Persönlichkeiten ihrer Partei angehören, hieß es 2015 unter anderem: „Demokratie schafft immer Unordnung. Sie spaltet das Volk“. Demokratie sei eine „Fehlgeburt der Geschichte“ und „Hure des Westens (Davila)“.
Demokratie als „Fehlgeburt der Geschichte“ und „Hure des Westens“: Präziser kann man es nicht auf den Punkt bringen, was Österreich droht, wenn Regierung und höchste Staatsämter von Burschenschaftern wie Ihnen und „Freiheitlichen Akademikern“ besetzt würden. Darüber empöre ich mich, Herr Strache.“
*Die Stelle ist online abrufbar (Minute 42:50, die Zeit läuft rückwärts ab): https://www.puls4.com/Wahlkampf-2017/Videos/Ganze-Folgen/Das-Duell-Gruenen-Chefin-Lunacek-vs.-FPOe-Chef-Strache
Foto: Screenshot Puls 4
Details und Belege findet ihr in Hans-Henning Scharsachs neuem Buch „Stille Machtergreifung – Hofer, Strache und die Burschenschaften“. Ab sofort im Buchhandel erhältlich.