Folge 11: Antisemitismus als Wesensmerkmal
Liebe Freundinnen und Freunde,
antisemitische Agitation zählte von Anfang an zum Selbstverständnis der Burschenschaften. Dem Aufruf beim Wartburgfest zur „Ausrottung der Juden“ folgte die Verabschiedung zahlreicher antisemitischer Dokumente.
- Da hieß es z. B. in den Waidhofener Beschlüssen: In Anbetracht der jüdischen Ehrlosigkeit und Charakterlosigkeit könnten Juden in Burschenschaften „keinen Platz“ haben.
- Die Eisenacher Beschlüsse hielten Burschenschaften dazu an, nur Studenten „arischer Abstammung“ aufzunehmen und ihre Mitglieder „so zu erziehen, dass eine Heirat mit einem jüdischen oder farbigen Weib ausgeschlossen ist.“
- Der Kösener Verband postulierte, die Aufnahme eines Burschenschafters sei unzulässig, wenn sich „unter den vier Großeltern ein Jude befindet“.
- Seit Kriegsende hat sich daran kaum etwas geändert. In einem Pauk-Comment Wiener Waffenstudenten heißt es noch in den Achtzigerjahren: „Genugtuungsfähig auf Schläger ist jeder ehrenhafte arische Mann“.
- Immer wieder brüsteten sich Burschenschaften damit, „judenrein“ zu sein.
Auch antisemitische Gewalt ist fester Bestandteil burschenschaftlicher Geschichte. Anfang des 20. Jahrhunderts fanden an der Wiener Universität regelrechte Pogrome statt. Mit Sprechchören wie „Saujuden raus!“ oder „Juda verrecke!“ wurden Hörsäle gestürmt, jüdische Studenten überfallen, zusammengeschlagen, über Stiegen geworfen und dabei oft schwer verletzt.
Der Arier-Paragraf der Nazis gilt immer noch – wenn auch unter einer neuen Bezeichnung. Die zwei Minuten sind um. Mehr dazu beim nächsten Mal.
Mit freundlichen Grüßen,
Hans-Henning Scharsach