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„Ehrendes Andenken“ für die Nazi-Massenmörder

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Als nach Kriegsende das ganze Ausmaß der Nazi-Verbrechen offenbar wurde, blieben die Burschenschaften unbeeindruckt. Keiner der nationalsozialistischen Verbrecher wurde aus seiner Verbindung ausgeschlossen. Im Gegenteil: Bei Totengedenken und im Schrifttum wird ihnen ein „ehrendes Andenken bewahrt“.

  • Die Innsbrucker Germania, die lange Jahre als Speerspitze des universitären Antisemitismus gewirkt hatte, führt den Euthanasiearzt und Kommandanten des Vernichtungslagers Treblinka, Irmfried Eberl, weiter in ihren Mitgliederlisten.
  • Die Grazer Arminia steht in Treue fest zu ihrem wegen vielfachen Mordes hingerichteten Waffenbruder Ernst Kaltenbrunner, der als Chef des Reichssicherheitshauptamtes zu den Zentralfiguren der nationalsozialistischen Terror- und Tötungsmaschinerie gezählt hatte.
  • Die Innsbrucker Suevia hält Gerhard Lausegger die Treue, der während des Novemberpogroms von 1938 ein Rollkommando geleitet hatte, das den Vorsitzenden der Israelitischen Kultusgemeinde ermordete. Die Burschenschaft verweigerte auch die Löschung von Lauseggers Namen auf ihrem Ehrenmal am Westfriedhof, wenige Meter vom jüdischen Friedhof entfernt.
  • SS-Obersturmbannführer Hermann Richter, der als KZ-Arzt in Gusen und Dachau gesunden Lagerinsassen Organe entnahm, um zu testen, wie lange die Gefolterten ohne diese überleben konnten, wurde aus der Sängerschaft Scalden ebenso wenig ausgeschlossen wie
  • Ferdinand von Sammern-Frankenegg, SS-Polizeiführer des Distriktes Warschau, persönlich verantwortlich für die Ermordung von mindestens 1.000 und für die Deportation von 55.000 Jüdinnen und Juden.
  • Anton Jerzabek, Führer des berüchtigten Antisemiten-Bundes, blieb Mitglied der seit 1889 „judenreinen“ Olympia.
  • Georg Ritter von Schönerer, Begründer des Rassen-Antisemitismus, blieb Mitglied seiner Libertas und „Ehrenbursch“ der Gothia Wien und der Innsbrucker Germania.
  • Ende der 1990er-Jahre kursierte unter Burschenschaftern eine Liste mit Mitgliedern der Arminia, denen „stets ein ehrendes Andenken bewahrt werden sollte“ (Verfasser war Oberstaatsanwalt Harald Eisenmenger, Corps Arminia Turicensis). Auf ihr fanden sich Namen wie Gestapo-Chef Herbert Kappler, der für die Deportation von Tausenden Jüdinnen und Juden verantwortlich war, Walter Reder, der wegen gemeinschaftlichen Mordes an 1.000 Zivilistinnen und Zivilisten verurteilt wurde, oder NS-Luftwaffenkommandant Ulrich Rudel, von Rechtsextremisten, Neonazis und Burschenschaftern zur braunen Ikone erhoben.

Details und Belege findet ihr in Hans-Henning Scharsachs neuem Buch „Stille Machtergreifung – Hofer, Strache und die Burschenschaften“. Ab sofort im Buchhandel erhältlich.