Folge 4: Wegbereiter von Hitlers Vernichtungspolitik
Liebe Freundinnen und Freunde,
die Burschenschaften waren nicht nur Wegbegleiter, sie waren Wegbereiter von Hitlers Rassen- und Vernichtungspolitik. Schon auf dem Wartburgfest, der legendären Gründungsveranstaltung von 1817, wurde eine Resolution verlesen, in der gefordert wurde, „die Kaste Juden…mit Stumpf und Stiel“ auszurotten.
Auf diesem Wartburgfest fand auch die erste Bücherverbrennung statt. 1933 folgte die zweite in 63 deutschen Städten. Auch diese war von Burschenschaftern organisiert, assistiert von der SA und dem Nationalsozialistischen Studentenbund. In beiden Fällen wurden „Giftbücher jüdischer Autoren“ vernichtet und die „lesende Aasfliegen“ geächtet, die sich erdreisteten, „undeutsche Texte“ zu lesen.
Nach dem Einmarsch machten zahlreiche Burschenschafter in Hitlers Vernichtungsbürokratie Karriere. Und als nach Kriegsende das ganze Ausmaß der Verbrechen sichtbar war, wurden nicht einmal die schlimmsten Nazi-Verbrecher aus ihren Burschenschaften ausgeschlossen. Im Gegenteil: Beim alljährlichen Totengedenken und im burschenschaftlichen Schrifttum wird ihrer „besonderen Verdienste“ gedacht.
- Da wird der „besonderen Verdienste“ eines Ernst Kaltenbrunner gedacht, der als Chef des Reichssicherheitshauptamtes zentrale Figur der Terror- und Tötungsmaschinerie war.
- Oder der „besonderen Verdienste“ eines Irmfried Eberl, der als Kommandant des Vernichtungslagers Treblinka zu den Organisatoren des fabriksmäßig organisierten Massenmordes zählte.
- Oder der „besonderen Verdienste eine Walter Reder, der wegen gemeinschaftlichen Mordes an 1000 Zivilistinnen und Zivilisten verurteilt wurde, oder Gestapo-Chef Herbert Kappler, der für die Deportation von Tausenden Jüdinnen und Juden verantwortlich war.
- Da wird das Gedenken an Männer wie dem KZ-Arzt Hermann Richter zelebriert, der gesunden Lagerinsassen bei vollem Bewusstsein Organe entnahm, um zu testen, wie lange die Gefolterten ohne diese überleben könnten.
Liebe Freundinnen und Freunde, wollen wir wirklich zulassen, dass in unserer Regierung demnächst Männer aus Burschenschaften sitzen, die den schlimmsten Massenmördern der Nazizeit ein „ehrendes Andenken“ bewahren?
Mit freundlichen Grüßen,
Hans-Henning Scharsach
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