Folge 27: Fake News als Mobilisierungsinstrument
Liebe Freundinnen und Freunde,
die Verbreitung von Fake-News zählt zu den wichtigsten Mobilisierungsinstrumenten der FPÖ.
Da behauptet die FPÖ in einer Presseaussendung, Flüchtlinge im Lager St. Kanzian hätten mit einem Hungerstreik ihre „unverschämten Forderungen“ durchzusetzen versucht: 2.000 Euro monatliches Taschengeld und die Aushändigung von Pässen.
Die Meldung wird von unzensuriert übernommen. Der Text von unzensuriert wird – ungeprüft – von der Kronen Zeitung abgeschrieben. Danach stellt Strache die Meldung der Krone ins Netz. Und zuletzt machen Straches Fans ihrem Hass mit Postings Luft, wie: „Lasst die Schweine verhungern!“
Als andere Medien und ein Politiker der Grünen den Fall überprüften, stellte sich – wieder einmal – heraus: Alles nicht wahr. Die Flüchtlinge hatten weder Geld noch Pässe gefordert, sondern mit selbst gemalten Schildern darauf aufmerksam gemacht, dass viele von ihnen seit Monaten auf ihre Vernehmung im Asylverfahren warteten. Und der ursprünglich geplante Hungerstreik war abgeblasen worden.
Ein andermal berichtete der damalige Kärntner FPÖ-Obmann und Landesrat Christian Ragger von einem „mysteriösen Todesfall“ in einem Flüchtlingsquartier in Treffen. Ein Bewohner sei „Opfer von Religionsstreitigkeiten“ geworden.
Und wieder: Kein Wort wahr. Als der Schwindel auffliegt, beruft sich Ragger auf einen Parteifreund, der ihm das berichtet hat. Der hat das von einem Bekannten gehört. Und der hat auch einen Freund, der das angeblich irgendwo gehört…oder in der Krone gelesen hat.
Aber die Meldung ist im Netz. Und sie wird weiter verbreitet. Die Chancen stehen gut, dass sich Kärntner FPÖ-Anhänger noch in Jahren an den vermeintlichen „Mord an einem syrischen Christen“ durch einen muslimischen Flüchtling erinnern können.
Mit freundlichen Grüßen,
Hans-Henning Scharsach
Details und Belege findet ihr in Hans-Henning Scharsachs neuem Buch „Stille Machtergreifung – Hofer, Strache und die Burschenschaften“. Ab sofort im Buchhandel erhältlich.