Folge 12: Antisemitismus als Erkennungsmerkmal von Burschenschaften
Liebe Freundinnen und Freunde,
Antisemitische Exzesse sind im Milieu der deutschnationalen, schlagenden Burschenschaften keine Seltenheit. Zu den Unterhaltungskünstlern, die bei der Wiener Burschenschaft Olympia auftreten durften, zählte der mittlerweile verstorbene Waffenbruder Michael Müller. Zu trauriger Berühmtheit gelangte dieser durch die Umdichtung des Schlagers von Udo Jürgens, „Mit 66 Jahren, da fängst das Leben an …“:
„Mit sechs Millionen Juden,
da fängt der Spaß erst an,
bis sechs Millionen Juden
da bleibt der Ofen an (…)“
Als in den sechziger Jahren ein jüdischer Friedhof in Innsbruck verwüstet wird, werden zwei Burschenschafter als Täter ausgeforscht. Bei einem wird das folgende Gedicht gefunden, das am Biertisch offen vorgetragen worden war. Es beginnt mit den folgenden Zeilen:
„… der einzige Feind, den es wert ist zu hassen
und ihn unter Umständen auch zu vergasen
ist doch nur der ewige Jude…
Und mit Zeilen wie diesen geht es weiter:
Die Zeit wird bald kommen, darauf ist Verlass,
da man ihn zum letzten Mal setzt unter Gas…“
Vor ein paar Jahren erklärte der Sprecher einer Münchener Burschenschaft: Um die Shoah werde „zu viel Tumult gemacht“. Die Verbrennung der Juden sei „eine wirtschaftliche Notwendigkeit“ gewesen und mit dem Mord in Gaskammern habe er „keine Probleme“.
Liebe Freundinnen und Freunde, wir dürfen nicht zusehen, wie Männer aus diesem Milieu unser Land regieren. Also: Tut etwas: in euren Familien, im Freundeskreis, unter euren Arbeitskollegen. Darum bitte ich euch.
Mit freundlichen Grüßen,
Hans-Henning Scharsach
Details und Belege findet ihr in Hans-Henning Scharsachs neuem Buch „Stille Machtergreifung – Hofer, Strache und die Burschenschaften“. Ab sofort im Buchhandel erhältlich.