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KZ-Überlebender Gelbard stellt FPÖ-Burschenschafter in Buchpräsentation bloß

Posted in Aktuelles

Bei der Erstpräsentation von Hans-Henning Scharsachs neuem Buch „Stille Machtergreifung – Hofer, Strache und die Burschenschaften“ am 7. September in der Wiener Buchhandlung Morawa behauptete Josef Pasteiner, FPÖ-Funktionär und Burschenschafter, die deutschnationalen Verbindungen hätten nichts mit dem Nationalsozialismus zu tun.

Der KZ-Überlebende Rudolf Gelbard und der Falter-Chefredakteur Florian Klenk konfrontierten den Burschenschafter mit der harten Realität. Als nach Kriegsende das ganze Ausmaß der Nazi-Verbrechen offenbar wurde, blieben die Burschenschaften unbeeindruckt. Keiner der nationalsozialistischen Verbrecher wurde aus seiner Verbindung ausgeschlossen. Im Gegenteil: Bei Totengedenken und im Schrifttum wird ihnen ein „ehrendes Andenken bewahrt“.

Rudolf Gelbard wurde im Jahr 1942 mit 12 Jahren  in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Ein Viertel der Gefangenen (rund 33.000) starben dort vor allem wegen der entsetzlichen Lebensumstände. 88.000 weitere Häftlinge wurden weiter in den „Osten“ in die Vernichtungslager deportiert, davon überlebten nur 3.300 Menschen.

Gelbard und Klenk lasen beide aus dem Buch vor (zu finden auf den Seiten 50 und 51). Klenk kommentierte am Ende: „Wir Journalisten sagen: Facts are sacred, opinion is free“ (Fakten sind heilig, die Meinung ist frei).

  • Die Innsbrucker Germania, die lange Jahre als Speerspitze des universitären Antisemitismus gewirkt hatte, führt den Euthanasiearzt und Kommandanten des Vernichtungslagers Treblinka, Irmfried Eberl, weiter in ihren Mitgliederlisten.
  • Die Grazer Arminia steht in Treue fest zu ihrem wegen vielfachen Mordes hingerichteten Waffenbruder Ernst Kaltenbrunner, der als Chef des Reichssicherheitshauptamtes zu den Zentralfiguren der nationalsozialistischen Terror- und Tötungsmaschinerie gezählt hatte.
  • Die Innsbrucker Suevia hält Gerhard Lausegger die Treue, der während des Novemberpogroms von 1938 ein Rollkommando geleitet hatte, das den Vorsitzenden der Israelitischen Kultusgemeinde ermordete. Die Burschenschaft verweigerte auch die Löschung von Lauseggers Namen auf ihrem Ehrenmal am Westfriedhof, wenige Meter vom jüdischen Friedhof entfernt.
  • SS-Obersturmbannführer Hermann Richter, der als KZ-Arzt in Gusen und Dachau gesunden Lagerinsassen Organe entnahm, um zu testen, wie lange die Gefolterten ohne diese überleben konnten, wurde aus der Sängerschaft Scaldenebenso wenig ausgeschlossen wie
  • Ferdinand von Sammern-Frankenegg, SS-Polizeiführer des Distriktes Warschau, persönlich verantwortlich für die Ermordung von mindestens 1.000 und für die Deportation von 55.000 Jüdinnen und Juden.
  • Anton Jerzabek, Führer des berüchtigten Antisemiten-Bundes, blieb Mitglied der seit 1889 „judenreinen“ Olympia.
  • Georg Ritter von Schönerer, Begründer des Rassen-Antisemitismus, blieb Mitglied seiner Libertas und „Ehrenbursch“ der Gothia Wien und der Innsbrucker Germania.
  • Ende der 1990er-Jahre kursierte unter Burschenschaftern eine Liste mit Mitgliedern der Arminia, denen „stets ein ehrendes Andenken bewahrt werden sollte“ (Verfasser war Oberstaatsanwalt Harald Eisenmenger, Corps Arminia Turicensis). Auf ihr fanden sich Namen wie Gestapo-Chef Herbert Kappler, der für die Deportation von Tausenden Jüdinnen und Juden verantwortlich war, Walter Reder, der wegen gemeinschaftlichen Mordes an 1.000 Zivilistinnen und Zivilisten verurteilt wurde, oder NS-Luftwaffenkommandant Ulrich Rudel, von Rechtsextremisten, Neonazis und Burschenschaftern zur braunen Ikone erhoben.

Details und Belege findet ihr in Hans-Henning Scharsachs neuem Buch „Stille Machtergreifung – Hofer, Strache und die Burschenschaften“. Ab sofort im Buchhandel erhältlich.